Wenn Nähe zur Pflicht wird
Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil vieler Beziehungen – aber was, wenn sie zum Mittelpunkt, ja zur Obsession wird? Sexsucht ist keine erfundene Ausrede für Untreue oder Dauerlust, sondern eine ernstzunehmende Störung, die auch Partner und Partnerinnen massiv belasten kann.
Was ist Sexsucht eigentlich?
Ein sexsüchtiger Mensch verliert die Kontrolle über sein sexuelles Verhalten. Es geht nicht mehr um Nähe, Lust oder Verbindung, sondern um das zwanghafte Bedürfnis nach Reizen, Befriedigung oder Bestätigung – oft auf Kosten von Beziehung, Alltag und psychischer Gesundheit.
Sexsucht äußert sich unterschiedlich:
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ständiges Verlangen nach Sex, auch wenn der Partner nicht möchte
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exzessiver Pornokonsum
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häufige Selbstbefriedigung trotz erfülltem Sexleben
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Untreue oder parallele Affären
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Schuldgefühle, Kontrollverlust, Verheimlichung
Sexsucht als Beziehungskrise
In einer Beziehung mit einem Sexsüchtigen fühlt man sich oft überfordert, benutzt oder nicht mehr als Mensch wahrgenommen. Gespräche über Grenzen oder Bedürfnisse werden übergangen, und emotionale Nähe bleibt häufig auf der Strecke.
Sexsucht ist dabei nicht nur ein sexuelles Problem, sondern ein Ausdruck tieferer psychischer Themen – von Selbstwert über Ängste bis hin zu Traumata.
Anzeichen für Sexsucht in der Beziehung
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Dein Partner sucht ständig körperliche Nähe – ohne Rücksicht auf deine Stimmung
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Es gibt emotionale Kälte, aber ständige sexuelle Forderungen
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Er konsumiert heimlich Pornos oder hat Onlinekontakte
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Du fühlst dich unter Druck gesetzt oder „nicht genug“
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Gespräche darüber werden abgewehrt oder ins Lächerliche gezogen
Diese Signale deuten darauf hin, dass sexuelle Bedürfnisse nicht mehr im Gleichgewicht sind – weder im Paar, noch beim Betroffenen selbst.
Was kannst du tun, wenn dein Partner sexsüchtig ist?
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Sprich offen, ehrlich – aber ohne Vorwurf. Mach deutlich, wie du dich fühlst.
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Zieh klare Grenzen. Dein Körper gehört dir. Druck ist kein Liebesbeweis.
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Informiere dich. Sexsucht ist behandelbar – aber nur, wenn sie erkannt und akzeptiert wird.
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Schütze dich emotional. Du darfst dich abgrenzen. Es ist nicht deine Aufgabe, ihn zu „heilen“.
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Hol dir ggf. Hilfe. Eine Paar- oder Einzelberatung kann klärend wirken – für beide Seiten.
Fazit: Liebe braucht mehr als Verlangen
Sex ist ein Teil der Liebe – aber nicht ihre Grundlage. Wenn Sex zur Sucht wird, geht oft das verloren, was eine Partnerschaft stark macht: Vertrauen, Respekt, gegenseitiges Gespür. Es braucht Mut, das zu erkennen – und noch mehr Mut, etwas zu verändern.
Denn echte Nähe entsteht nicht durch Quantität, sondern durch Verbindung. Und die beginnt immer mit einem ehrlichen Gespräch.

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